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Interview mit Taubenzüchter Heinz Bindacz

Brieftaubenzüchter Heinz Bindacz

Heinz Bindacz

Er gilt als einer der erfolgreichsten Brieftaubenzüchter der letzten Jahre: Heinz Bindacz.  Das Nordlicht reist im Regionalverband 100 in der starken RV 24 Südholstein. Mit seinen Weibchen ist er seit vielen Jahren auf den vorderen Plätzen der Deutschen Meisterschaft und auch mit seiner Nachzucht läuft es gut. In 2021 konnte er sich den Titel 1. Deutscher Jährigenmeister sichern. Für seine Weibchen und seine Jungtauben setzt er die Futter Mifuma Relax, Energy und Power-Mix ein. Mifuma Relax hat eine besondere Stellung inne, schließlich bildet es die Basis während der Reisezeit. Zum Interview trafen sich Heinz Bindacz und Frederik Wolf im heimischen Taubenschlag in Hamburg.

Frederik Wolf: Ich gratuliere Dir im Namen von Mifuma zu Deinen Erfolgen im vergangenen Jahr! In 2021 bist Du 1. Deutscher Jährigenmeister geworden. Aber der Titel kommt nicht von ungefähr, auch in den vorangegangenen Jahren warst Du immer vorne platziert.

Heinz Bindacz: Danke! 2021 ist sehr gut gelaufen und wurde mit dem Titel 1. Deutscher Jährigenmeister gekrönt. Aber auch in den Jahren davor lief es top. 2019 war ich mit den Jährigen gut unterwegs und bin 9. Deutscher Jährigenmeister geworden und hatte das 4. As-Weibchen. 2020 war ich 4. Altmeister und stellte das 10. As-Weibchen.

Du spielst mit Wolfgang Roeper in der Reisevereinigung und mit Alfred Berger im Regionalverband, Ihr seid immer vorne dabei und wechselt Euch mit den Titeln auf Bundesebene ab. Wie kann es sein, dass in einem Regionalverband und einer RV so viele Deutsche Meister sind und so gute Ergebnisse eingefahren werden?

Wir sind eine starke RV. Eine der stärksten in Deutschland. Ebenso der Regionalverband, das ergibt sich daraus. Wenn aus einer RV drei unter den ersten zehn Deutschen Meistern sind, ist das schon eine Leistung. Das spricht für gute Flüge und einen guten Flugleiter - der zählt auch dazu. Unser Flugleiter Alfred Berger hat das super geregelt. Wir hatten immer gute Flüge. Bei uns ist in den letzten Jahren kaum ein Flug ausgefallen, wir konnten immer unser Programm durchziehen. Sagen wir mal so, wenn da einer wegfällt, der 500er, dann ist man schon weg.

Trotzdem müssen auch bei guten Flügen die richtigen Tauben kommen!

Ja sicher, man muss die richtigen Tauben haben. Das Schwierige ist, die richtigen Sechs zu benennen, die anschließend gut fliegen und rechtzeitig kommen.

Jetzt ist Dir das im vergangenen Jahr besonders gut gelungen. Aber auch in den Jahren davor hattest Du oft ein richtig gutes Händchen. Wie benennst Du die Tauben?

Ich fange mit insgesamt 45 Weibchen an: Etwa 25 Jährige und 20 älter. Aus dieser Mannschaft benenne ich Tauben, mit denen ich schon vorher rechne. Als erfahrener Züchter weiß man vorab, was da Gutes kommen könnte. Ich benenne immer die Tauben, von denen ich hoffe, dass sie was bringen. Wenn man einen guten Zuchtstamm hat, dann kann man schon ungefähr erahnen, welche sich behaupten werden.

Schaust Du auch auf die Flüge davor oder sagst Du, die Schwestern waren immer gut auf den 400 km Flügen, die nehme ich nun auch.

Das Zweite! Wenn sich aus einer Familie viele Tauben gut zeigen, dann nehme ich auch wieder welche aus dieser Familie.

Was sind Deine Ziele für 2022?

Natürlich möglichst wieder Erfolg zu haben.

Du würdest also sagen bzw. kannst Du sagen, dass Du dieses Jahr wieder Deutscher Meister werden willst?

Nein, das kann man nicht sagen. Jedes Jahr fängt wieder von vorne an. Da kommt es auf die Flüge an, auf das Wetter, die Form der Tauben. Das spielt alles eine Rolle. Wenn alles klappt, dann ja! Aber es braucht nur einen schlechten Flug und die Chancen sind dahin.

Vor 3 oder 4 Jahren hat man Dir bekanntermaßen die Zuchttauben gestohlen. Hast Du nun wieder Zuchttauben oder wie generierst Du Deine Jungen?

Das war ein schlimmes Unglück für mich! Zum Glück haben sie mir nicht alle Tauben geklaut. Ich habe zwei Zuchtabteile, in einen sind sie reingekommen und haben alle genommen. In den anderen sind sie zum Glück nicht reingekommen. Eigentlich ist das Ganze unmöglich gewesen, denn hier in meiner Schlaganlage ist alles alarmgesichert und sehr gut einsehbar.

Hat man die Tauben je wieder gefunden?

Nein, nein, da ist nichts wieder gekommen.

Was ist das Erste was man morgens denkt, wenn man sowas sieht?

Das ist ein Schock, das ist klar. Wenn man da reinkommt, man rechnet mit sowas nie. Man macht die Tür auf und man sieht, da ist plötzlich alles leer, voller Federn und Taubenstaub. Die müssen schnell gegriffen und die Tauben wahrscheinlich in Säcke gepackt haben. Im ersten Moment denkt man vielleicht noch ein Marder oder sowas. Dann bin ich in die Voliere, aber die war auch leer und die Tür offen, da wusste ich Bescheid.

Hat sich danach die Qualität Deiner Tauben verändert?

Nein, glücklicherweise nicht. Der Raub war 2019 und im gleichen Jahr bin ich direkt wieder an die Spitze geflogen. 2020 und 21 auch. Die letzten drei Jahre war ich immer unter den Top 10 der Deutschen Meister vertreten. 2019 hatte ich zum Glück schon eine Zucht abgesetzt, so dass mir noch ein anständiger Stamm geblieben ist.

Züchtest Du eigentlich auch aus Deinen Reisetauben?

Nein, ich paare nur trocken. Das Ganze dann zweimal - einmal im Februar und einmal im April. Also jetzt sind sie gerade angepaart.

Was machst Du, wenn die Weibchen in der Saison Eier legen müssen?

Die Weibchen dürfen sich nicht paaren - so einfach ist das. An und für sich habe ich keine Probleme damit und hatte sie noch nie. Ich sperre die Täubinnen am Tag in die Voliere raus. Generell kann man den starken Paarungstrieb „wegzüchten“. Es gibt bestimmte Rassen und Tauben, die sich schnell paaren und diese Tiere muss man in solchen Fällen aus der Reise rausnehmen.

Und wenn das die Besten sind?

Trotzdem müssen sie raus. Ich hatte das mal ein Jahr, das ist schon länger her, da haben sich meine drei besten Weibchen gepaart. Die haben auf dem letzten Flug keinen Preis mehr gemacht. Solche Tauben müssen rausgenommen werden, das hat keinen Zweck.

Zeigst Du den Weibchen ihre Partner vor dem Flug? Wenn ja, warum? Damit man sie besser fangen kann?

Genau, die Weibchen sitzen dann im Nest und man kann sie leichter rausnehmen. Die Tiere haben deutlich weniger Stress.

Du reist ausschließlich mit Weibchen. Seit wann machst Du das?

Ich habe jetzt seit 5 Jahren eine reine Weibchen-Mannschaft. Vorher bin ich auch mit den Vögeln gereist, die waren auch immer gut, aber das wurde mir zu kompliziert.  Der Taubenschlag ist von hohen Bäumen umgeben. Meine Tauben gehen in die Bäume - die Vögel besonders. Ich bekomme sie nicht mehr aus den Bäumen zum Training am Haus. Und wenn sie am Haus nicht trainieren, dann hat das keinen Zweck. Die Weibchen bekomme ich am Haus einfach leichter zum Fliegen. Ich dachte mir, ich ärger mich nicht mehr und fliege nur noch mit den Weibchen.

Du hast den Schritt nie bereut?

Nein, auf gar keinen Fall. Du hast weniger Arbeit, da man nur eine Partie rauslassen muss. Die Vögel lässt man natürlich auch ab und zu raus, aber die müssen nicht jeden Tag ein- oder zweimal wie die Weibchen trainieren.  Man lässt sie raus, wenn man Zeit hat.

Beim Reisefutter setzt Du auf Mifuma. Wie lange fütterst Du schon Mifuma Produkte für Brieftauben?

Das sind bestimmt schon 10 Jahre.

Welche Sorten fütterst Du?

Ich füttere Relax, Energy und Power-Mix. Das Futter ist zwar nicht billig, aber die Qualität ist dafür einfach gut.

Wie gibst Du das? Fütterst Du das im 3-Phasen-System, dass Du die Futter ineinander übergehen lässt oder wie machst Du das?

Nein, ich habe da meinen eigenen Futterplan. Ich bin begeistert vom Relax und das ist auch die Basis meines Systems. Die Mischung füttere ich am Anfang der Woche. Anschließend gebe ich die anderen beiden Sorten, Energy und Power-Mix, zusammen vermischt. Am Anfang der Saison, wenn die Flüge noch nicht so lang und schwer sind, füttere ich Energy und zum Schluss, bei den weiteren Flügen, mische ich es zusammen mit dem Power-Mix.

Achtest Du darauf, die Weibchen viel leichter zu versorgen als damals die Vögel?

Die Weibchen müssen genau so gutes und vollwertiges Futter fressen wie die Vögel, denn sie müssen genau so ihre Leistung bringen. Ich füttere die Weibchen wie die Vögel, das habe ich auch damals so gehalten, als ich noch mit den Vögeln gereist bin.

Warum hast Du vor 10 Jahren auf Mifuma gewechselt?

Das Futter sieht gut aus, es hat eine gute Qualität und ich habe damit direkt Erfolg gehabt. Vor allem mag ich am Relax, dass viel Paddyreis drin ist, das heißt, es ist ein leichtes Futter.

Wenn du von leichten Flügen mit 160-180 km sprichst, kann es sein, dass Du die ganze Woche über Relax gibst? Oder darf es dann schon etwas mehr sein?

Am Anfang, auf kurzen Strecken, gebe ich Relax 1-2 Tage länger, bis Mittwoch oder sogar Donnerstag, und dann erst Energy. Genauso halte ich es, wenn die Flüge weiter sind. Dann fange ich schon dienstags mit dem stärkeren Futter an. Das muss man ein bisschen an die Flüge und Entfernungen anpassen. Dazu braucht man Fingerspitzengefühl.

Fütterst Du die Tauben immer satt oder sagst Du, ich gebe nur eine gewisse Grammzahl?

Ich füttere die Tauben immer satt. Ich schütte in den Trog, bis sie alles aufgefressen haben. Wenn ich sehe, die haben noch ein bisschen Hunger, dann schütte ich sogar noch was nach.

Fütterst Du über Energy oder Power-Mix noch Einzelkomponenten dazu?

Ich gebe zusätzlich noch Hanf und Sonnenblumenkerne. Erdnüsse gibt es manchmal als Leckerchen aus der Hand.

Dein Konzept hast Du uns gerade schon erklärt, dass Du bei schweren Flügen gehaltvoller fütterst. Hast Du was, dass Du in diesem Jahr verändert möchtest?

Nein, ich habe schon jahrelang das gleiche System und dabei bleibe ich auch.

Wie verlief Deine Jungtaubenreise?

Für die Jungtierreise interessiere ich mich nicht groß. Ich setze die Jungen nur ein, damit sie lernen. Ich mache da aber nichts Spezielles – gleiche Fütterung, gleiches System. Ich bin 4. Jungtiermeister geworden, sogar im Regionalverband, obwohl ich nichts mache.

Wann paarst Du die Zuchttauben an, wenn Du nicht verdunkelst oder belichtet?

Ich paare schon im Januar an. Ich habe jetzt gerade Junge liegen.

Behältst Du dann nur die Weibchen?

Ja, genau, ich behalte nur die Weibchen. Ich kann sonst gar nicht so viele Tiere unterbringen.

Was würdest Du uns jungen Züchtern und Anfängern raten, damit wir Spaß an den Tauben haben?

Gesundheit ist das Wichtigste! Wenn man sich schon gute Tauben angeschafft hat, dann müssen sie gesund und in Form sein. Deshalb lasse ich zum Beispiel regelmäßig Kotproben untersuchen. Darüber hinaus ist eine saubere Haltung das A und O. Wenn man, wie ich, die Tauben und den Schlag sauber hält, dann hat man wenig mit Krankheiten zu tun: weder mit Kokzidien noch mit Würmern. Wir machen zweimal am Tag sauber, einmal morgens und einmal abends. Zusätzlich experimentiere ich viel mit Kräutern und Tees, Knoblauch und Zwiebeln. Knoblauch und Zwiebeln presse ich beispielsweise aus und gebe den Saft den Tauben 2-3 x die Woche.

Was würdest Du machen, wenn Du einen Flug hättest, die anderen hätten schon 10 Minuten vorher angefangen und Du bekommst so deine Prozente nicht?

Dann würde ich schnellstens die Tauben vom Tierarzt untersuchen lassen. Bei so einem Leistungsabfall muss es etwas Gravierendes sein, dann muss man eingreifen. Eine gesunde Taube kommt auch noch gut rein. Gesund und fit müssen die Tauben sein.

Welche Parameter sind für Dich wichtig? Der Schlag, gute Tauben, gute Versorgung/Gesundheit. Wenn Du diese Parameter gewichten solltest, was ist für Dich das Ausschlaggebende für den Erfolg?

Gesundheit und Fütterung! Das Futter muss gut sein. Im Schlag müssen die Luft und die Belüftung stimmen. Mein Schlag steht seit 1974. Ich habe in dieser Zeit nur angebaut und vergrößert. Die Belüftung war schon immer so wie sie jetzt ist, vorne Fenster, die fast immer geöffnet sind und die Dachfenster für die Abluft.

Wenn Du den Taubensport von vor 40 Jahren betrachtest und denkst, wo er in 5 Jahren sein wird. Wie schätzt Du das ein?

Vor 30 Jahren war es schöner! Wir waren mehr Züchter. Heute gibt es mehr Neid, der ist sehr groß. Wenn man gut reist, hat man direkt die Neider. Zum Glück habe ich in meinem Umfeld viele gute Freunde. Früher gab es aber mehr Kameradschaft. Man saß viel zusammen und hat gefeiert. Da gab es jedes Jahr eine RV-Feier, an der man zusammenkam, getanzt und gelacht hat. Das gibt es heute kaum mehr.

Ich habe in der Brieftaubensport International gelesen, dass in Deinem Schlag zwei As-Weibchen auf Bundesebene sitzen. Und die sind sogar Nestgeschwister?

Sogar drei Geschwister, die alle drei super geflogen sind. Das sind die Tauben von Leo Heremanns. Ich hatte mal das Glück, dass ich einen Sohn von Gus Jansen bekommen hatte aus dem 003. Das war ein super Vererber. Und dessen Kinder vererben auch wieder. Der Vogel, der diese drei As-Weibchen gebracht hat, das ist auch ein Sohn aus der 043. Eine Tochter, die 55, war 4. As-Weibchen. Von dieser Taube habe ich das erste mal zwei Eier aus dem Reiseschlag genommen. Die Töchter fliegen wieder 12 und 12. Die eine ist 17. und die andere 37. As-Weibchen geworden.

Hast Du die Taube noch? Sitzen Sie im Reise- oder im Zuchtschlag?

Die habe ich noch! Die Mutter habe ich in den Zuchtschlag gesetzt. Ich hätte sie auch noch genommen zum Reisen, denn sie ist erst 2 Jahre geflogen, aber im 3. Jahr kam sie nach einem Flug verletzt nach Hause und da konnte ich sie leider nicht mehr einsetzen. Sie war ein Schiefflieger.

Hast Du öfters Probleme mit Schieffliegern?

Ja, das habe ich leider schon öfter gehabt. Die Täubin ist in der Woche noch ganz normal geflogen, auf einmal hole ich sie rein und dann kommt sie nicht mehr auf den Hocker rauf. Das hat zwei Wochen gedauert, bis sie wieder einigermaßen fliegen konnte und da habe ich sie in die Zucht gesetzt. Es nützt ja nichts. Sie war 27-Mal gesetzt, macht 27 Preise und ist 100 % geflogen, ihre Töchter auch 100 %. Erst habe ich mich geärgert. Aber das ist nun auch gut so!

Wir danken Heinz Bindacz für das ausführliche Interview!