Die Mauser ist für unsere Brieftauben ein ganz natürlicher und gleichzeitig entscheidender Vorgang. Wenn die Tage kürzer werden, beginnt diese wichtige Phase, in der das Federkleid fast komplett erneuert wird. Gesunde Tauben mausern leichter und bilden kräftige, elastische Federn aus – ein klarer Vorteil für die kommende Reisesaison. Federn bestehen überwiegend aus Keratinprotein (etwa 86 %) sowie einem geringen Fett- und Wasseranteil. Eine unvollständige oder fehlerhafte Mauser – etwa durch Krankheit oder Nährstoffmängel – wirkt sich direkt auf die Flugleistung der nächsten Saison aus. Nicht umsonst heißt es im Brieftaubensport: „In der Mauserzeit werden die Preise für die nächste Saison gemacht.“
Tauben wechseln Federn das ganze Jahr über. Während der Reisesaison freut sich jeder Züchter, morgens ein paar Daunenfedern im Sitzregal zu sehen – ein Zeichen von Vitalität und guter Form. Die Hauptmauser setzt jedoch meist im August oder September ein und kann bis Dezember andauern. Sie endet mit dem Auswachsen der 10. Handschwinge. Vor allem belichtete Jungtauben beginnen oft etwas später. In dieser Zeit gilt es, die Tiere bestmöglich zu unterstützen.
Vor Beginn der Mauser sollten mögliche Krankheitserreger wie Trichomonaden, Kokzidien oder Wurmbefall diagnostisch ausgeschlossen und – falls nötig – gezielt behandelt werden, allerdings ohne vorbeugende Medikamentengaben. Medikamente während der Mauser sollten nur im Notfall eingesetzt werden, da sie die Federqualität beeinträchtigen können.
1. Ruhe
Die Mauser kostet enorme Energie. Darum sollten Tauben nach der Reisesaison ausreichend Ruhe bekommen. Ich lasse meine Reisetauben nach der Saison noch einmal brüten – maximal ein Jungtier – um den natürlichen Rhythmus wiederherzustellen. Anschließend trenne ich die Geschlechter und gewähre Freiflug ohne Zwang. Wer möchte, kann die Tauben auch ausschließlich im Schlag oder in der Voliere lassen – so sind sie vor Greifvögeln geschützt und können ihre Energie ganz auf die Mauser konzentrieren.
2. Die richtige Versorgung
Für ein gesundes, dichtes Federkleid brauchen Tauben vor allem schwefelhaltige Aminosäuren wie Methionin und Cystin, die z. B. in unseren Mischungen Mauser Fit und Mauser Vital enthalten sind. Herkömmliches Getreide enthält diese nur in geringen Mengen; gezielte Mauser- oder Zuchtmischungen mit hohem Soja- oder Hanfanteil sind daher unerlässlich. Soja ist hier besonders wertvoll. Zudem sollte der Energiegehalt des Futters in dieser Zeit höher sein – Hanf und andere ölhaltige Sämereien sind ideal. Bewährt haben sich Mischungen wie Zucht + Mauser Sonderklasse (10 % Hanf), Zucht + Mauser Klassik oder Zucht + Mauser Premium. Ölhaltige Samen wie Leinsamen, Hanf oder Mungbohnen liefern wertvolle Energie und Omega-3-Fettsäuren, wirken entzündungshemmend und stärken die Immunabwehr. Vital- und Vollkraft-Perlen unterstützen zusätzlich das Immunsystem. Zum Ende der Mauser sollte ein zu schnelles Übergewicht vermieden werden. Ergänzungen wie Fitness helfen, ein gesundes Gewicht zu halten. Frischer Grit und ein Vital-Power-Stein sollten täglich zur Verfügung stehen.
3. Baden
Mindestens zweimal pro Woche biete ich meinen Tauben ein Bad an – gerne auch öfter. Mit etwas Badesalz, wie dem von Röhnfried, werden Milben und Federlinge reduziert und das Gefieder geschmeidig. Alte Hautpartikel und lose Daunen lösen sich, die Federn werden elastisch und glänzend.
Fazit
Die Mauser ist nicht nur ein natürlicher Vorgang, sondern eine Schlüsselphase für den Erfolg in der kommenden Saison. Mit Ruhe, der richtigen Ernährung und guter Pflege legen wir Züchter jetzt den Grundstein für gesunde, leistungsfähige Tauben.