Unser neuer Produktmanager für Brieftaubenfutter Robert Maaß gehört zu den Spitzenzüchtern in Deutschland. Der Sportsfreund erzählt uns, wie er seine Tauben auf die Reise vorbereitet und welche Gedanken er sich vor dem Start in die neue Saison macht, um am Ende vorne auf dem Treppchen zu stehen.
Tipp 1: Freiflug und erste Trainings
Die Winterruhe ist vorbei und ein neues Taubenjahr beginnt. Jetzt muss ich meine Brieftauben wieder in Schwung und in Form bringen. Im Winter konnte ich meinen Tauben nur sporadisch Freiflug geben. Zum einen spielte das Wetter nur selten mit und zum anderen hatte ich des Öfteren Besuch von Raubvögeln. Die Tauben saßen also überwiegend im Schlag und in der Voliere. Hier haben sie allerdings das ein oder andere Fettpölsterchen zu viel angelegt. Ich habe mein Futter also auf eine leichte Diätmischung von Mifuma umgestellt. Dafür eignet sich das Fitness sehr gut. Die Allround Mischung mit Gerste und Paddy Reis ist mit den Komponenten Top Mais und der Vollkraft Perle sehr hochwertig zusammengesetzt. Damit die Tauben aber auch ausreichend Energie für das tägliche Training zur Verfügung haben, habe ich ihnen mein Brieftauben Reisefutter Elite Racing zu 50 % beigemischt. Im Elite Racing ist bereits die Aktiv Perle enthalten, die mit L-Carnitin zusätzlich die Form und die Flugfreude fördert. Mit diesem Rezept habe ich die Tauben sehr gut ans Trainieren bekommen und sie haben schnell eine gute Kondition aufgebaut. Bei den ersten Freiflügen bin ich allerdings noch sehr behutsam vorgegangen. Sie durften ohne Zwang ihre Runden drehen und so lange fliegen, wie sie Lust hatten. Dadurch habe ich Flügelverletzungen vorgebeugt. Wenn die Tauben direkt am Anfang überfordert werden, kann es schnell zu Schieffliegern kommen. Das möchte ich natürlich unbedingt vermeiden. Das Training habe ich langsam gesteigert, so dass sie mittlerweile eine Stunde am Tag trainieren. Meine Tauben befinden sich bereits in einer sehr guten Verfassung. Das zeigt sich auch durch ein glänzendes und aalglattes Gefieder. Das Brustfleisch ist rosarot und schuppenfrei. So soll es auch sein!
Tipp 2: Schlagmanagement und Fütterung
Anfang April verpaare ich meine Tauben ein zweites Mal. In dieser Zeit beginne ich mit dem Streckentraining. Es hat für mich den Vorteil, dass ich alle Tauben von einem Schlag einkorben kann und die Tauben nach dem Trainingsflug auch nicht wieder trennen muss. Hier verlasse ich mich auf meine langjährige Erfahrung. Wenn das Wetter passt, bringe ich meine Tiere jetzt jeden Tag auf Strecke. Die Entfernungen steigere ich von 10 km bis auf 60 km - somit werden auch die Flugzeiten stetig länger. Meine Fütterung besteht noch immer aus Mifuma Fitness und meiner Reisemischung Elite Racing. Allerdings reduziere ich den Anteil vom Fitness immer weiter. Da ich meine Tauben nach dem System der trockenen Witwerschaft spiele, werden sie nach sechs Tagen Brutzeit wieder getrennt. Wenn alles gut klappt, dann ist das direkt nach dem ersten Vorflug. Die Reiseweibchen nehme ich dann am Abend des Flugtages vom Schlag und setze sie auf das Weibchenabteil. Die Vögel dürfen noch so lange ihr Gelege bebrüten, bis sie von selbst vom Nest aufstehen. Erst dann räume ich die Nistschalen vom Schlag. Ab dem ersten Preisflug erhalten meine Reisetauben ausschließlich Elite Racing. Dabei werden Weibchen und Vögel gleich versorgt. Ich spiele meine Tauben total, es werden also sowohl Vögel als auch Weibchen geschickt.
Tipp 3: Versorgung der Jungtauben
Vom Absetzen an erhalten meine Jungtauben Zucht und Mauser Sonderklasse. Bereits die Zuchttauben haben ihre Jungen mit dieser hochwertigen Mischung gefüttert. Darin ist alles enthalten, worauf ich bei der Ernährung während der Aufzucht Wert lege - wie z.B. die fetten fettreichen Komponenten Hanf, Mais und Sonnenblumenkerne sowie eine Grundausstattung an Vitaminen und Mineralstoffen aus der Vollkraft Perle. Ich möchte eine Futterumstellung für die Jungtauben vermeiden. In dieser Mischung finden sie alles, was sie zum Heranwachsen benötigen. Auch nach dem Absetzen entwickeln sich Jungtauben weiter. Schon bald beginnt die Mauser des Kleingefieders. Da brauchen die Tauben ausreichend Eiweiß, damit die Federn sich gut entwickeln können. Dieses bekommen sie hochwertig und leicht verdaulich mit den Power Erbsen. Wenn alle Tauben abgesetzt sind, werden sie mit dem RP-Impfstoff gegen die Jungtaubenkrankheit geimpft. Nach drei Wochen erhalten sie dann die zweite Impfung. Die erste Runde meiner Jungtauben befindet sich bereits im Freiflug. Die Jungen ziehen schon fleißig ihre ersten Runden am Haus und haben auch schon begonnen, die nähere Umgebung zu erkunden. Am Tag erhalten sie zwei Stunden Freiflug in denen sie tun und lassen können, was sie möchten. Sie sollen sich unbeschwert entwickeln. Ich sehe es auch gern, wenn sie auf dem Rasen vorm Taubenschlag herumlaufen. Später dürfen sie das nur noch selten. Nach und nach beginne ich damit, die jungen Hoffnungsträger auf ihre kommenden Aufgaben vorzubereiten. Ich setze sie regelmäßig in einen Transportkorb und lasse sie nach einer Stunde vorm Schlag fliegen. So lernen sie den Korb kennen und wissen, wenn die Klappen geöffnet werden, dass sie herauskönnen. Auch das Trinken durch die Gitterstäbe ist wichtig und sollten sie schon frühzeitig lernen. Im Schlag habe ich eine „HerWi Tränke“ stehen. Dadurch lernen sie die Wasseraufnahme durch Stäbe, so wie es auch im Kabinenexpress üblich ist. Von Ende März bis zum 21. Juni, also dem Tag der Sommersonnenwende, verdunkele ich meine Jungtauben. Dadurch möchte ich verhindern, dass sie ihre Schwungfedern mausern. So haben sie zu den Wettflügen noch einen vollen Flügel und sind leistungsfähiger. Verdunkelt werden sie von 17.00 Uhr am Nachmittag bis 06.00 Uhr am nächsten Morgen. Ab dem 22. Juni werden sie dann von 06.00 Uhr bis 22.00 Uhr belichtet. Dadurch kommen die Tauben erst richtig in Form und können auf den Jungtierflügen glänzen.
Tipp 4: Selektion der Reisetauben
Alle Tauben, die körperlich gesund sind, erhalten bei mir eine Chance als Jungtaube. Ist eine Taube allerdings krank und schafft es nicht aus eigener Kraft wieder gesund zu werden, dann nehme ich sie vom Schlag. Die Auswahl nach Gesundheit ist im Taubensport die wichtigste Selektion für mich. Nach meinen Erkenntnissen ist Gesundheit der Grundstein, um im Brieftaubensport erfolgreich zu sein. Ist der ganze Bestand erkrankt, dann behandle ich meine Tauben natürlich auch mit Medikamenten. Allerdings immer nach dem Behandlungsplan des Tierarztes. Von blinden Kuren halte ich wenig. Sind die Tauben gesund, dann benötigen sie auch keine Medikamente. Viel wichtiger ist hier eine gut funktionierende Schlaganlage und eine Versorgung mit qualitativ hochwertigem Taubenfutter und Beiprodukten.
Tipp 5: Mein persönlicher Tipp
Im Frühjahr und zwischen den kürzeren Distanzflügen gilt es, die Kondition bei den Tauben aufzubauen. Werden die Flüge allerdings weiter, dann schadet es nicht, den Tauben auch etwas Ruhe zu gönnen. Gerade wenn die Distanzen größer werden, verlangen sie den Tauben doch einiges an Energie ab. Also lieber die Einflüge ein oder sogar zwei Tage vorm Einsetzen geschlossen lassen und den Tauben ausreichend Zeit zur Regeneration gönnen. Sie werden es euch mit frühen Preisen danken.
Ich wünsche allen Sportfreunden einen guten Start in die neue Reisesaison.
Robert Maaß